Us Platt hört tou dat Bremer Platt tou un dat isn beet'n anners as dat wat wi in Radio hör'n dout. Jetz bring ek mool'n Satz von Ursel Meyer ut Waih, dei ouk weet'n dait, wi man hier in us Gegend platt snackt: "Mein Platt stammt aus der Bremer Region, dort sagt man ek, met, sek und nex, nicht ik, mit, sik oder nix. Obwohl eine einheitliche plattdeutsche Schriftsprache angestrebt wird, schreibe ich „ek“, denn ich muss immer wieder erfahren, dass sich unser Platt verwäscht." Rech hett se!!
Ek glöiv, jetz is dat wo souwiit, dat wi den Schalter twisch'ndör mool wo up Houchdüütsch umleig'n mütt, wail ek nich sicher bin, ob ek di dat wat ek seig'n will, up Platt overhaupt verklickern kann. Dat kummt dorher, dat dei Plattdüütschen dorfo dei Wöie gornich hebbt. Schass nich glöib'n, ober manchmool kanns dat Hochdüütsche doch bruuk'n.
So, jetzt wir wieder in hochdeutsch auf Sendung. Die Entwicklung der niederdeutschen Sprache soll an dieser Stelle nicht dargelegt werden; das können Sprachwissenschaftler besser. Nur soviel: Auffällig ist, dass das Plattdeutsche in den Formen und ihren Abwandlungen ausgesprochen einfach "konstruiert" ist und somit stark dem Englischen ähnelt. So kennt man nur das "de" für das männliche und weibliche und "dat" für das sächliche Geschlecht. Die Fälle "mir und mich" bzw. "dir und dich" sind gleichlautend mi un di, was beim nachträglichen Erlernen der hochdeutschen Sprache eine besondere Fehlerquelle dargestellt hat, ich weiß wovon ich rede. Daraus sollte man allerdings nicht ableiten, dass es grundsätzlich keinen Unterschied zwischem dem Dativ und dem Akkusativ gäbe: Ek go in't Huus. Aber: De Stuub'n is in'n Huuus. Auch beim Genitiv gibt es eine Besonderheit: Mit Ausnahme der bekannten Verbindungen Müllers Vei, Pasters Zeeg'n, Kösters Kamp findet der Genitiv im Platt keine Verwendung. Statt dessen heißt es hier: Uwe siine Inge, Meriich'n er Hund.
Vielfach ist gesagt worden, die Grammatik der niederdeutschen Sprache würde sich stark von der hochdeutschen Grammatik unterscheiden. Ich bin der Auffassung, dass es hier und da einige wiederkehrende Formen gibt, von einer einheitlichen, alle plattdeutschen Dialekte betreffenden Grammatik kann keine Rede sein. Auch wenn ich all denjenigen, die sich an der Darlegung einer plattdeutschen Grammatik versucht haben, höchsten Respekt entgegen bringe, so bin ich doch der Meinung, dass sie nicht geeignet ist, damit den interessierten Menschen die niederdeutsche Sprache näherzubringen. Es gibt eben kein einheitliches, überall geltendes Platt in Deutschland, sondern eine Vielzahl mehr oder weniger abweichender Dialekte.
So gilt für den Bremer Raum eine Besonderheit, die sich erst um etwa 1600 entwickelt hat und eigentlich das gesamte Gebiet der früheren Grafschaft Hoya betraf: Die Apokope, das sprachliche Auslassen eines oder mehrerer Buchstaben am Ende eines Wortes. Lediglich die katholische Enklave Twistringen war davon nicht betroffen. So heißt es dort heute noch vondooge und nicht vondooch, wie wir es hier bei uns sprechen. Gerade der Ausfall des auslautenden e hat dabei noch eine besondere Nebenwirkung: Man kann in vielen Fällen das Präteritum nicht mehr herstellen. Beispiel: Wenn es heißt, ek aabait, kann dies sowohl Präsens als auch Präteritum bedeuten. Um das dennoch präzise darzustellen, bedient der Plattdeutsche sich mehrerer Möglichkeiten. Ek bin an aabait'n, ek hebb aabait, ek aabait gistern usw. In anderen Fällen hingegen, kann ein Präterium gebildet werden: Ek go, ek güng. Das Futur bereitet dem Plattdeutschen auch ein Problem. In der Regel löst er dies wie folgt: Ek go mog'n no Schoul. Er bevorzugt - und das ist allerdings auch im Hochdeutschen nicht unüblich - Präsens, um Futur abzubilden. Hin und wieder kann es auch heißen: mog'n will ek no Schoul goon. Entweder will er damit seinem entschiedenen Willen Ausdruck verleihen oder es soll nur auf Futur hiweisen, wie das im Englischen üblich ist. Dies alles für den Verfasser Anlass genug, ein Nachschlagewerk konjugierter Verben zu erstellen und dabei noch einen Nebeneffekt zu erzielen, indem aufgezeigt wird, bei welchen Verben eine direkte Übersetzung überhaupt nicht möglich ist bzw. bei welchen Verb es man sich eines anderen Begriffs bedienen muss.
Weißt du eigentlich, dass es nur sehr wenige hochdeutsche Wörter gibt, die ein ei beinhalten und die nicht wie ai (Laut) ausgesprochen werden? Nun, dazu gehört: Tein, Koffein oder auch zusammengesetzte Wörter wie beinhalten. In all diesen Fällen wird sprachlich das e vom i getrennt. Diese Doppelselbstlaute - man nennt sie auch Diphtghonge - beschränken sich im Hochdeutschen im wesentlichen auf
au wie Pflaume (gesprochen au)
ei,ai wie ein, wie Mais (gesprochen ai)
eu, äu wie Beule, wie Läufer (gesprochen oi)
ui wie Pfui (gesprochen ui)
Ein gesprochenes ei wie im Englischen bei game, flame usw. gibt es im Hochdeutsch nicht!
Und genau an dieser Stelle ist die plattdeutsche Sprache der hochdeutschen weit überlegen. Hier gibt es nämlich eine Vielzahl von Doppelselbstlauten, die allerdings, hält man sich an Sasssche Rechtschreibregeln nicht deutlich werden. Ich will das an einem einfachen Beispiel deutlich machen: Für Sass hat das plattdeutsche Deel zwei Bedeutungen, es steht einerseits für Diele und andererseit für Teil. Und das obwohl die Aussprache völlig unterschiedlich ist: Die Diele - de Deel, das Teil - dat Deil. Welchen Sinn soll es dann haben, beide Wörter gleich zu schreiben und einen Diphthong unter den Tisch zu kehren? Warum soll ich Waterkant schreiben, wenn ich Woterkant sage, warum anschaten, wenn ich anschoot'n sage? Und weil mit derartigen unsinnigen Reglementierungen der regionale Dialekt abgetötet wird, werde ich auf dieser Website ganz bewusst Sass nicht bemühen sondern durch eine phonetische Schreibweise, deutlich machen, wie das jeweilige Wort auszusprechen ist: Beispiel Wöie (Worte), ein ö, das gebunden in ein i überwechselt um dann mit einem stimmlosen e zu enden. Man stellt fest, fast jedes dritte Wort beinhaltet einen Diphthong und wir dabei an Ähnlichkeit des Plattdeutschen mit dem Englischen erinnert. Wenn hier im Text plattdeutsch ei geschrieben wird, dann ist auch als in der Aussprache ein ei und nicht ein ai gemeint. Es klingt dann so wie im Englischen Maine oder flame. Diese für den hiesigen Dialekt typische Lautgebung gibt es nicht nur bei Selbstlauten, sondern auch bei Umlauten in Verbindung mit einem Selbstlaut: Beispiel: Ek flöich no Brem'n.
Dass das r gerollt gesprochen wird, ist selbstverständlich und braucht nicht besonders erwähnt zu werden. Wesentlich bedeutsamer ist es allerdings zu erklären, wie hier bei uns das s ausgesprochen wird. Mit Ausnahme des sch wie Schoul wird das s, wenn ein Konsonant folgt, scharf ausgesprochen: Beispiele: sloop'n, smeer'n, spitz, Stein, Swiin. Folgt dem s ein Vokal, spricht man das s weich: Beispiele: Sööch, Sünn.
Wenn man aber das Platt so richtig begreifen will, sollte man auch die niederdeutsch sprechenden Menschen in den Fokus seiner Betrachtungen nehmen. Was waren das für Menschen, welche Berufe haben sie ausgeübt, wie haben sie gelebt, wie waren ihre Sitten und Gebräuche?